mardi 30 avril 2019

Freikorps Epp

  1. Vorbeimarsch des Bayerischen Schützenkorps Epp, 20. Mai 1919 (Aufnahme von Heinrich Hoffmann)
     
    Das Freikorps Epp war ein militärischer Verband aus Freiwilligen und Zeitfreiwilligen in der frühen Weimarer Republik. Benannt nach seinem Führer, Oberst Franz Ritter von Epp, war das Freikorps nach der Aufstellung im Frühjahr 1919 zunächst an der Niederschlagung der Münchner Räterepublik beteiligt. Anschließend wurde das Freikorps als Brigade Epp in die Reichswehr übernommen und im Ruhraufstand beim Kampf gegen die Rote Ruhrarmee eingesetzt. Das Freikorps war für sein rücksichtsloses Vorgehen und Erschießungen von Gefangenen und Zivilisten bekannt. Es wird unter anderem für die Ermordung Gustav Landauers verantwortlich gemacht. Viele Mitglieder schlossen sich dem Nationalsozialismus an, darunter neben Epp auch sein Stabschef Ernst Röhm, sowie Rudolf Heß, Eduard Dietl, Hans Frank, Otto Strasser und Gregor Strasser. Das Freikorps gilt als eine der „Geburtszellen“ der NS-Bewegung.[1]

    Aufstellung

    Franz von Epp bei der Besichtigung einer Kraftfahrabteilung, 1919
    Bereits am 4. Februar 1919 hatte das preußische Kriegsministerium den Münchner Zentralrat aufgefordert, Freiwillige zum Truppenübungsplatz nach Ohrdruf in Thüringen zu schicken, wo Verbände für den Grenzschutz im Osten aufgestellt wurden. Die bayerische Regierung unter Ministerpräsident Kurt Eisner befürchtete jedoch, dass die bayerischen Freiwilligen tatsächlich in Bayern eingesetzt werden sollten, unterband das Absenden von Formationen und untersagte am 10. Februar die Werbung für den Grenzschutz Ost in Bayern. Am selben Tag fuhr Epp nach Berlin und ließ sich von Gustav Noske, Mitglied des Rates der Volksbeauftragten und bald darauf Reichwehrminister, offiziell mit der Aufstellung eines bayerischen Freikorps für den Grenzschutz Ost beauftragen. Noske hatte bereits Ende 1918 bei Epp anfragen lassen, ob dieser sich der Freikorpsbewegung anschließen würde.[2]
    Auch nach der Ermordung Eisners am 21. Februar 1919 hielt die bayerische Regierung an ihrem Widerstand gegen die Aufstellung eines bayerischen Freikorps fest und verbot, in Bayern für das Freikorps zu werben. Fahndungstrupps durchsuchten alle Züge in Richtung Thüringen und nahmen Reisende nach Ohrdruf fest. Epp, der am 17. Februar noch in München eine Flugblattaktion hatte durchführen lassen, aber am 25. Februar nach Ohrdruf geflohen war, kam unter diesen Umständen mit dem Aufbau seines Freikorps nur langsam voran. Am 31. März verfügte er erst über 49 Offiziere, 33 Unteroffiziere und 94 Mannschaften.[3]
    Ungeachtet des Verbots waren die Werbeoffiziere des Freikorps nicht zuletzt an den bayerischen Universitäten aktiv. In Erlangen wurde am 27. März eine allgemeine Studentenversammlung abgehalten, bei der sich etwa 900 der anwesenden rund 1000 Studenten für den Eintritt in das Freikorps Epp aussprachen. Rektorat und Senat der Universität hatten zuvor die Unterbrechung des Semesters und damit die Schließung der Universität zugesagt. Innerhalb des Freikorps stellten die Erlanger Studenten mit 350 Mann das stärkste Kontingent. Sie schlossen sich nach Korporationszugehörigkeit zusammen und bildeten einen Studentenausschuß als Interessenvertretung. Erlanger Studenten übernahmen auch führende Funktionen in Epps Stab. Heinz Schauwecker leitete den Sanitätsdienst, während der Bubenreuther Edgar Stelzner, gegen den wegen der Studentenversammlung Haftbefehl erlassen worden war, als politischer Berater fungierte.[4]
    Als nach der Ausrufung der Münchner Räterepublik am 7. April 1919 die mehrheitssozialistische Regierung unter Johannes Hoffmann nach Bamberg fliehen musste, begann Hoffmann die Bildung des Freikorps Epp inoffiziell und gegen den Widerstand seines Militärministers Ernst Schneppenhorst zu unterstützen. Am 14. April bat er die Reichsregierung offiziell um militärische Hilfe. Das Freikorps Epp hatte am 23. April mit etwa 700 Mann Regimentsstärke erreicht und wurde als „Bayerisches Schützenkorps“ in Ulm konzentriert.[5]

    Niederschlagung der Münchner Räterepublik

    Durch einen Granatentreffer schwer beschädigte Eckkneipe in der Waltherstraße in München, 2. Mai 1919
    Für den Einsatz in Bayern stellte die Reichsregierung preußische Freikorps, darunter die Freikorps Görlitz und Lützow sowie die Marinebrigade Ehrhardt, württembergische Truppen, darunter eine Sicherheitskompanie unter dem Kommando von Erwin Rommel, und bayerische Freikorps unter dem Kommando Epps, neben dem Freikorps Epp etwa auch das Freikorps Oberland, zusammen.[6] Die Regierungstruppen waren insgesamt ca. 20.000 Mann stark. Mit dem Vormarsch wurde am 27. April 1919 begonnen. Am 28. April nahm das Freikorps Epp Freising, Erding, Wasserburg und Gars am Inn ein.[7] In München waren die Roten Garden bereits in Auflösung begriffen, Späher schätzten ihre dortige Kampfstärke am 27. April noch auf 2.000 bis 3.000 Mann.[8] Nachdem München am 1. Mai eingekreist war, begannen am folgenden Tag einzelne Freikorps, darunter das Freikorps Epp und die Marinebrigade Ehrhardt, einen unplanmäßigen und unkoordinierten Angriff. Bereits am Abend des 2. Mai 1919 war München vollständig besetzt und nur an einzelnen Stellen kam es noch zu Gefechten.[9]
    Die Regierungstruppen gingen dabei mit außerordentlicher Härte gegen jedes Anzeichen von Widerstand vor. Vor allem aber kam es zu einer Verhaftungswelle, zu Erschießungen und Morden. Legitimiert wurden die vielen Erschießungen jeweils mit erbittertem Widerstand von Rotgardisten.[9] Die Kämpfe des Freikorps Epp in Giesing, einer traditionellen Hochburg der Arbeiterbewegung, galten als besonders schwer. Hierher und in die Au war das Kampf-Detachement des Freikorps unter dem Kommando von Oberstleutnant Adolf Herrgott von Lohhof und Harlaching aus vorgestoßen. Auch spätere Darstellungen aus der Zeit des Nationalsozialismus machen keinen Hehl aus dem besonders brutalen Vorgehen der bayerischen Freikorps:
    „Da kann man nicht viel Unterschied machen zwischen dem, der wirklich geschossen hat, und dem, den nur ein unglücklicher Zufall in den Kampf verwickelte. Da muß mancher Unschuldige dran glauben. Die Oberbayern des Obersten von Epp haben keine Zeit, langwierige Untersuchungen anzustellen. Bei den Preußen ist das vielleicht etwas anders.“
    Friedrich Wilhelm von Oertzen: Kamerad, reich mir die Hände (1933)[10]
    Einmarsch der Truppen am Marienplatz, 4. Mai 1919
    Es ist nicht möglich, die Zahl derjenigen anzugeben, die nicht im Verlauf der Kämpfe starben, sondern ermordet oder im Zuge der anschließenden Säuberungsaktion exekutiert wurden. Das Freikorps Epp berichtete am 11. Mai 1919, man habe 200 „Spartakisten“ getötet und selbst sechs Tote gehabt. Schätzungen zur Zahl der zwischen dem 30. April und dem 8. Mai 1919 in München getöteten Menschen schwanken zwischen 557 und 1.200; wahrscheinlich sind deutlich mehr als 600. Die Polizei München stellte am 2. Juni 1919 ein Verzeichnis zusammen, wonach 335 Zivilisten während der Kämpfe ums Leben gekommen seien, davon 184 als Unbeteiligte und 144 als standrechtlich Erschossene.[11]
    Einige Einzelfälle, für die Angehörige des Freikorps Epp unmittelbar verantwortlich waren, erregten besondere Aufmerksamkeit. Dazu gehören die Ermordung des Sozialisten Gustav Landauer bei seiner Einlieferung in das Gefängnis Stadelheim, das auch von Einheiten des Freikorps Epp bewacht wurde, und des Gymnasialprofessors Karl Horn, der am 3. Mai auf dem Transport nach Stadelheim erschossen und ausgeraubt wurde.[12] Andere Opfer konnten nicht identifiziert werden. Im Juni 1919 wurden im Gefängnisgarten von Stadelheim 32 Leichen exhumiert, von denen elf unbekannt blieben.[13]
    Der militärische Anteil, den das Freikorps Epp an der Eroberung Münchens hatte, ist umstritten. Kritiker verweisen darauf, dass sehr viel mehr preußische und württembergische Soldaten an den Kämpfen beteiligt gewesen seien als bayerische. In jedem Fall machte sich Epp die Situation zunutze und ließ sich bei einer Parade seiner Truppen auf dem Odeonsplatz am 5. Mai 1919 als „Befreier Münchens“ feiern. Von diesem Ruhm profitierte er nicht zuletzt während der Zeit des Nationalsozialismus, als er zum Nationalheld stilisiert wurde.[14]

    Auflösung

    Reichspräsident Friedrich Ebert und Reichswehrminister Gustav Noske treffen Franz Ritter von Epp bei der Übernahme des bayrischen Heeres in die Reichswehr, München, Marsfeldkaserne, 25. August 1919
    Im Mai 1919 wurde das Freikorps Epp aufgelöst bzw. als 21. Brigade (bayerische Schützenbrigade) in die vorläufige Reichswehr übernommen. In die Brigade wurden weitere Verbände, darunter die Freikorps Oberland und Bogendörfer integriert.

    Bekannte Mitglieder

    Literatur

    • Heinrich Hillmayr: Roter und Weißer Terror in Bayern nach 1918. Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen der Gewalttätigkeiten im Verlauf der revolutionären Ereignisse nach dem Ende des Ersten Weltkrieges (= Moderne Geschichte, Band 2). Nusser, München 1974 DNB 750018259 (Dissertation Universität München 1974, 216 S.)
    • Hagen Schulze: Freikorps und Republik 1918–1920 (= Wehrwissenschaftliche Forschungen. Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 8). Boldt, Boppard am Rhein 1969 DNB 481581154 (Dissertation Universität Kiel 15. November 1968, 393 S.)
    • Bruno Thoß: Freikorps Epp. In: Historisches Lexikon Bayerns
    • Katja-Maria Wächter: Die Macht der Ohnmacht. Leben und Politik des Franz Xaver Ritter von Epp (1868–1946) (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 3: Geschichte und ihre Hilfswissenschaften, Band 824). Lang, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-631-32814-1 (Dissertation Universität Bonn 1997, 302 S.)

    Einzelnachweise


  2. Michael Alisch: Heinrich Himmler. Wege zu Hitler; das Beispiel Heinrich Himmler. Lang, Frankfurt am Main 2010, ISBN 978-3-631-61219-4, S. 111. (Magisterarbeit Universität Hamburg 2008, 171 S.)

  3. Hagen Schulze: Freikorps und Republik. 1918–1920. Boldt, Boppard am Rhein 1969, S. 90f. Im Widerspruch zu den von ihr angegebenen Quellen datiert Katja-Maria Wächter diesen Besuch auf den 7. Februar 1919. Katja-Maria Wächter: Die Macht der Ohnmacht. Leben und Politik des Franz Xaver Ritter von Epp (1868–1946). P. Lang, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3631328141, S. 56. Den 10. Februar nennt etwa auch Walter Frank: Franz Ritter von Epp. Der Weg eines deutschen Soldaten. Hanseatische Verl.-Anst, Hamburg 1934, S. 76.

  4. Schulze, Freikorps, S. 92; Wächter, Macht, S. 56 f.

  5. Manfred Franze: Die Erlanger Studentenschaft 1918–1945. (= Darstellungen aus der fränkischen Geschichte, Bd. 30) Ferdinand Schöningh, Würzburg 1972, S. 22–26.

  6. Schulze, Freikorps, S. 92–94.

  7. Schulze, Freikorps, S. 94 f.

  8. Wächter, Macht, S. 60.

  9. Heinrich Hillmayr: Roter und Weißer Terror in Bayern nach 1918. Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen der Gewalttätigkeiten im Verlauf der revolutionären Ereignisse nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Nusser, München 1974, S. 117.

  10. Heinrich Hillmayr: Roter und Weißer Terror in Bayern nach 1918. Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen der Gewalttätigkeiten im Verlauf der revolutionären Ereignisse nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Nusser, München 1974, S. 119.

  11. Hansjoachim W. Koch: Der deutsche Bürgerkrieg. Eine Geschichte der deutschen und österreichischen Freikorps, 1918–1923. Ullstein, Berlin 1978, ISBN 3550073798, S. 121.

  12. Heinrich Hillmayr: Roter und Weißer Terror in Bayern nach 1918. Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen der Gewalttätigkeiten im Verlauf der revolutionären Ereignisse nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Nusser, München 1974, S. 149–151.

  13. Die Täter im Fall Landauer konnten nicht festgestellt werden. Heinrich Hillmayr: Roter und Weißer Terror in Bayern nach 1918. Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen der Gewalttätigkeiten im Verlauf der revolutionären Ereignisse nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Nusser, München 1974, S. 132–134; Emil Julius Gumbel: Vier Jahre politischer Mord. 5. Auflage. Verl. der Neuen Ges, Berlin-Fichtenau 1922, S. 38.

  14. Heinrich Hillmayr: Roter und Weißer Terror in Bayern nach 1918. Ursachen, Erscheinungsformen und Folgen der Gewalttätigkeiten im Verlauf der revolutionären Ereignisse nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Nusser, München 1974, S. 153.

  15. Katja-Maria Wächter: Die Macht der Ohnmacht. Leben und Politik des Franz Xaver Ritter von Epp (1868–1946). P. Lang, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3631328141, S. 60–65.

lundi 29 avril 2019

Freikorps Bahrenfeld


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    Das Freikorps Bahrenfeld („Die Bahrenfelder“), erst Freiwillige Wachabteilung Bahrenfeld, später Zeitfreiwilligenkorps Groß-Hamburg, war ein Hamburger Freikorps aus Altona, das von 1919 bis 1920 bestand. Das Freikorps wurde im Juni 1919 bei der Niederschlagung revolutionärer Unruhen in Hamburg eingesetzt, den sogenannten „Sülzeunruhen“. Dabei kam es auf beiden Seiten zu Toten.

    Geschichte

    Die geheime Initiative zur Gründung des Freikorps kam aus einem Kreis von Hamburger Kaufleuten, die sich unter dem Decknamen „Wolke“ zusammengefunden hatten. Zu diesem Kreis zählten u. a. die Brüder Richard und Otto Krogmann, der Direktor der HAPAG, Angehörige der Kaufmannsfamilien Merck und Münchmeyer, der Industrielle Julius Schlinck, Oscar Godeffroy, der Direktor der Vereinsbank, der Direktor der Dresdner Bank und Theodor Zeise. Ziel der Freikorps-Gründung war die Verhinderung von politischen Umsturzversuchen von Links, da die in der Stadt noch vorhandenen Garnisonstruppen dafür zu schwach und die Schutzpolizei für den Bürgerkrieg weder ausgerüstet noch militärisch ausgebildet war.
    Mit der Gründung und Anwerbung von Freiwilligen beauftragte der Kreis den ehemaligen Oberleutnant zur See Eduard Becker.[1] Das Freikorps wurde Anfang 1919 in einer Kaserne in Bahrenfeld an der Luruper Chaussee gegründet, vorgeblich zum Schutz des dortigen Munitionsdepots. Die Kaserne diente vormals der 2. Abteilung des Feld-Artillerie-Regiments Nr. 45.[2] Das Freikorps rekrutierte sich zum großen Teil aus demobilisierten Soldaten und Studenten, zumeist Söhne des Hamburger Bürgertums. Zu den Stammmannschaften gehörten insbesondere Angehörige des Infanterie-Regiments Nr. 76. Obwohl politisch noch weiter rechts stehend, setzte sich das Freikorps Bahrenfeld für die Hamburger SPD-Regierung ein.
    Neben den Bahrenfeldern gab es in der Stadt noch weitere Freiwilligenverbände in Gründung, die im März 1919 unter der Kommandantur Groß-Hamburg zusammengeführt wurden. Der Kommandanten von Groß-Hamburg Walther Lamp’l erteilte am 12. März 1919 seine Zustimmung zur offiziellen Gründung der „Freiwilligen Wachabteilung Bahrenfeld“. Die Abteilung stand zunächst unter dem Kommando von Major Paul Fromm. Am 3. Juni 1919 wurde das Freikorps als selbstständige Formation in die Reichswehr übernommen, und trug nun den Namen „Reichswehr-Infanterie-Bataillon Groß-Hamburg“. Im Juni 1919 betrug die aktive Stärke der Einheit etwa 600 Mann, dazu etwa 800 Reservemannschaften.
    Das Freikorps wurde gegen Ende Juni 1919 bei der Niederschlagung revolutionärer Unruhen in Hamburg eingesetzt, die wegen des Verdachts von Panschereien bei anhaltender Lebensmittelknappheit entstanden waren („Sülzeunruhen“). Unter der Führung von Hauptmann Kurt Senftleben, der das Kommando über die Bewachung der Kaserne und des Munitionsdepots Bahrenfeld innehatte, marschierte eine Abteilung der Bahrenfelder zum Hamburger Rathaus. Dort sollte eine Demonstration niedergeschlagen werden, wobei ein Mensch erschossen wurde. Die aufgebrachte Menge setzte daraufhin Teile des Freikorps fest, 14 Mitglieder der Bahrenfelder verloren das Leben, weitere 42 wurden verwundet.
    Ab August 1919 trug die Einheit den Namen „Zeitfreiwilligenkorps Groß-Hamburg“, und stand unter der Führung von Hauptmann Wilhelm von Rauchhaupt, der ab Oktober 1919 von Hauptmann Sieveking abgelöst wurde. Gemäß den Bedingungen des Versailler Vertrages wurde das Freikorps am 31. März 1920 aufgelöst.

    Bekannte Mitglieder

    • Bernhardt, Johannes (1897–1980), später Reeder und Industrievertreter
    • Bierkamp, Walther (1901–1945) später Jurist, SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei.
    • Dähnhardt, Heinz (1897–1968), im März 1919 als Student eingetreten, später Journalist, Funktionär der bündischen Jugendbewegung, Beamter im Reichswissenschaftsministerium
    • Feser, Albert (1901–1993), als Abiturient eingetreten, später Maler und Kunsterzieher
    • Jungheinrich, Friedrich (1899–1968), später Gründer der Firma Jungheinrich
    • Lankenau, Heinrich (1891–1983), als Soldat eingetreten, später Polizeigeneral im Rang eines SS-Gruppenführers
    • Oetker, Karl (1896–1957), Kriegsfreiwilliger im Feldartillerie-Regiment 45, nach Verwundung entlassen. Nach Kriegsende für einige Wochen Angehöriger des Freikorps, später Geschäftsführer.[3]
    • Ofterdinger, Friedrich (1896–1946), 1919 als Leutnant der Reserve eingetreten, Kompanieführer bei den Bahrenfeldern, später Hamburger Senator und Nationalsozialist.
    • Plaut, Theodor (1888–1948), später Wirtschaftswissenschaftler
    • Rothenberger, Curt (1896–1959), als Kriegsheimkehrer und Student 1919 eingetreten, später Jurist und nationalsozialistischer Politiker in Hamburg, nach Kriegsende im Nürnberger Juristenprozess verurteilt[4]
    • von Salomon, Ernst (1902–1972), später Rechtsterrorist und Schriftsteller
    • Samuel, Herbert Walter (1901–1982), trat als Abiturient bei, später FDP-Politiker
    • Schramm, Percy (1894–1970), trat Anfang 1919 als Student und Leutnant der Reserve den Bahrenfeldern bei, verließ das Korps aber vor den „Sülzeunruhen“, später Historiker
    • Streckenbach, Bruno (1902–1977), 1919 als Oberprimaner eingetreten, später SS-Gruppenführer und Generalleutnant der Waffen-SS
    • Wessig, Curt (1896–1980), 1919 als Offizier eingetreten, später Jurist

    Literatur

    Primärquellen

    • Heinz Dähnhardt: Die Bahrenfelder : Geschichte des Zeitfreiwilligenkorps Gross-Hamburg in den Jahren 1919/20. Hamburg, Alster-Verlag 1925. (Darstellung aus Sicht des deutschnationalen Freikorps-Mitglieds)
    • Der Bahrenfelder : Nachrichtenblatt des Zeitfreiwilligen-Korps Groß-Hamburg. Hamburg 1919, 8 Ausgaben.

    Sekundärliteratur

    Weblinks

    Einzelnachweise


  2. Die Aufzeichnungen von Eduard Becker liegen als Maschinenschrift im Hamburger Staatsarchiv vor: Geschichte der Bahrenfelder in der Revolutionszeit, Staatsarchiv Hamburg, Signatur A 320/0066.

  3. Hans-Günter Schmidt: Bahrenfelds militärische Vergangenheit: die Artilleriekasernen sowie die Ausbildungs- und Versorgungseinrichtungen. Verlag Harms, Hamburg 2011.

  4. Jürgen Finger, Sven Keller, Andreas Wirsching: Dr. Oetker und der Nationalsozialismus. Beck, München 2013, ISBN 978-3-406-64545-7, S. 442f. (Fußnote 81)

  5. Susanne Schott: Curt Rothenberger – eine politische Biographie. Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale) 2001, S. 23–25. (Dissertation)

Marine-Brigade von Loewenfeld

  1. Ehrengrab für die Marine-Brigade in Bottrop-Kirchhellen
     
    Die Marine-Brigade von Loewenfeld war ein Freikorps der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, das aus Angehörigen der ehemaligen Kaiserlichen Marine – überwiegend Offizieren und Deckoffizieren – aufgestellt wurde.

    Geschichte

    Auf Weisung von Reichswehrminister Gustav Noske vom 3. Februar 1919 stellte Korvettenkapitän Wilfried von Loewenfeld in Kiel aus Marineangehörigen die 3. Marine-Brigade auf. Anfang März 1919 war die Brigade etwa 1.500 Mann stark.
    Sie wurde nach infanteristischer Ausbildung im Juni 1919 während des Verkehrsstreiks in Berlin und dann im ersten polnischen Aufstand in Oberschlesien eingesetzt. Nach Abschluss der Kämpfe wurde sie während des Winters 1919/20 in der Nähe von Breslau im Grenzschutz Ost eingesetzt. Ein Bataillon der Brigade blieb jedoch ständig in Kiel stationiert. Um die „Ansteckung“ durch „linke“ Elemente in Kiel zu verhindern, wurden die Bataillone regelmäßig – etwa alle zwei Monate – ausgewechselt.
    Während des Kapp-Putsches im März 1920 unterstützte die Brigade den Umsturzversuch mit der Besetzung Breslaus, räumte aber nach dem Zusammenbruch des Aufstandes die Stadt wieder. Nach kurzem Zögern schickte die Regierung die Brigade im April zur Bekämpfung des Ruhraufstands ins Ruhrgebiet, wo sie im Rahmen der 3. Kavalleriedivision im Raum Bottrop eingesetzt wurde. Auf dem Friedhof Bottrop-Kirchhellen wurde für die Gefallenen der Einheit ein Ehrengrab angelegt. Die anliegende Loewenfeldstraße ist zu Ehren des Freikorps benannt worden. Diese Benennung führte immer wieder zu kommunalpolitischen Kontroversen und Anträgen zur Änderung des Straßennamens, die jedoch letztendlich aufgrund einer Bürgerbefragung von der Bezirksvertretung 2011 abgelehnt wurden.[1]

    Auflösung

    Mitte Mai 1920 erging der Auflösungsbefehl, der allerdings erst nach zwei Jahren vollständig ausgeführt war. Loewenfeld und viele andere wurden in die Reichsmarine übernommen. Teile der Brigade bildeten offenbar ab Ende 1920 die Spezialpolizei des Oberschlesischen Selbstschutz und agierten konspirativ gegen tatsächliche und vermeintliche Mitglieder der ebenfalls konspirativen Polska Organizacja Wojskowa in Oberschlesien.

    Bekannte Mitglieder

    Die Dienstgrade bezeichnen den höchsten Dienstgrad der Person, nicht den in der 3. Marine-Brigade geführten.
    Ehemalige Mitglieder des Freikorps schlossen sich in der Kameradschaft der 3. Marine-Brigade v. Loewenfeld zusammen, die eine Gedenkschrift[3] und bis 1988 den Rundbrief Winkspruch herausgab.

    Einzelnachweise


  2. LebensArt-regional.de: Ein Name, ein Antrag, viele Fragen sowie die Broschüre der DKP-Ratsfraktion Bottrop: Loewenfeld. Wer war das? Eine Dokumentation. Bottrop 2000.

  3. Axel Eggebrecht: Der halbe Weg. Zwischenbilanz einer Epoche. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 93.

  4. G. Schult: Die 3. Marine-Brigade v. Loewenfeld 1919–1920. Selbstverlag der Kameradschaft der 3. Marinebrigade von Loewenfeld, Plön am See 1963

dimanche 28 avril 2019

Österreichischer Erbfolgekrieg


  1. Teilnehmer des Österreichischen Erbfolgekriegs. Blau: Österreich, Großbritannien, Vereinigte Niederlande und Verbündete. Grün: Preußen, Spanien, Frankreich und Verbündete
    Der Österreichische Erbfolgekrieg (1740–1748) brach aus, als nach dem Tod Kaiser Karls VI. (und damit dem Aussterben des Hauses Habsburg im Mannesstamm) seine Tochter Maria Theresia den österreichischen Erzherzogthron bestieg und mehrere europäische Fürsten eigene Ansprüche auf die Habsburgischen Erblande bzw. das römisch-deutsche Kaisertum erhoben. Der Konflikt wuchs sich zu einem weltumspannenden Krieg aus.

    Überblick

    Maria Theresia hatte Franz Stephan von Lothringen geheiratet. Beim Tod ihres Vaters Karl VI. erhoben folgende Verwandte Anspruch auf das Erbe:
    Friedrich II. von Preußen nutzte diese Ansprüche, indem er für seine Anerkennung der Pragmatischen Sanktion die Provinz Schlesien verlangte. Er rückte am 16. Dezember 1740 in Schlesien ein. Der Erste Schlesische Krieg löste den österreichischen Erbfolgekrieg aus.
    Bayern und Spanien schlossen 1741 im Vertrag von Nymphenburg ein Bündnis, dem später auch Preußen, Sachsen, Frankreich, Schweden, Neapel, die Kurpfalz und Kurköln beitraten. Mit Österreich verbündet waren Großbritannien und die Niederlande, die traditionellen Gegenspieler Frankreichs.
    In den Rahmen des Österreichischen Erbfolgekrieges fielen auch andere binationale Konfrontationen, wie der War of Jenkins’ Ear zwischen Großbritannien und Spanien, der zweite Aufstand der Jakobiten in Schottland sowie der Russisch-Schwedische Krieg. Teile des Krieges wurden von den Kolonialmächten Frankreich und Großbritannien auch in Nordamerika und Indien ausgetragen. Diese Teilkonflikte sind als King George’s War in Nordamerika und Erster Karnatischer Krieg in Indien bekannt.
    Der Erbfolgekrieg endete am 18. Oktober 1748 mit einem Friedensschluss in Aachen. Dieser Frieden stellte den Vorkriegszustand weitgehend wieder her, sprach allerdings Schlesien Preußen zu und erkannte Maria Theresias Thronerbschaften an.

    Vorgeschichte: Die Pragmatische Sanktion


    Benjamin von Block 001.jpg
    Leopold von Habsburg,
    Kaiser bis 1705 als Leopold I.
    Zwei Söhne


    Jožef I. (1705-1711).jpg
    Joseph von Habsburg (* 1678; † 1711),
    Kaiser von 1705 bis 1711 als Joseph I.
    Kein Sohn
    Charles VI 1716.jpg
    Karl von Habsburg (* 1685; † 1740),
    Kaiser von 1711 bis 1740 als Karl VI.
    Kein Sohn

    Maria Josepha von Sachsen-Litauen-Polen-Österreich.jpg
    Maria Josepha (1699–1757),
    Tochter Josephs
    Maria Amalia of Austriakaiserin.jpg
    Maria Amalia (1701–1756),
    Tochter Josephs
    Andreas Moeller - Erzherzogin Maria Theresia - Kunsthistorisches Museum.jpg
    Maria Theresia (1717–1780),
    Tochter Karls

    Philipp V. von Spanien.jpg
    Philipp von Anjou,
    König von Spanien
    King Augustus III of Poland.jpg
    Friedrich August
    von Sachsen
    Portrait of Charles VII, Holy Roman Emperor (1697-1745).jpg
    Karl Albrecht
    von Bayern
    Martin van Meytens 006.jpg
    Franz Stephan
    von Lothringen
    Antoine Pesne - Friedrich der Große als Kronprinz (1739).jpg
    Friedrich II.
    König von Preußen
    Während des Spanischen Erbfolgekriegs, der durch das Aussterben der spanischen Habsburgerlinie ausgelöst worden war, entschied sich Kaiser Leopold I., das Haupt der österreichischen Habsburgerlinie, dafür, die Erbfolge festzulegen. Am 12. September 1703 schloss er mit seinen beiden Söhnen Joseph und Karl das Pactum mutuae successionis, einen geheim gehaltenen Vertrag über die Erbfolge. Der Pakt regelte, dass weibliche Familienmitglieder nur erben konnten, wenn alle männlichen Linien ausgestorben waren, und legte außerdem die Erbfolge unter den zu der Zeit lebenden Habsburgern fest.
    Leopold starb 1705 und sein älterer Sohn folgte ihm als Kaiser Joseph I. nach. Als dieser 1711 auch starb, hinterließ er zwei unverheiratete Töchter und wurde von seinem jüngeren Bruder als Karl VI. beerbt. Dieser legte am 19. April 1713 mit der Pragmatischen Sanktion eine neue Erbfolgeregelung fest. Ferner sah diese die Unteilbarkeit der habsburgischen Erblande vor.
    Der Erbfolgepakt und die Pragmatische Sanktion stimmten darin überein, dass eine weibliche Erbfolge erst nach Aussterben aller männlichen Linien zugelassen wurde. Während der Erbfolgepakt die dann erfolgende weibliche Erbfolge offenließ, bestimmte die Pragmatische Sanktion, dass in diesem Fall die Tochter des letzten männlichen Throninhabers nachfolgen solle. Auf die (damals mögliche und später tatsächlich eingetretene) Situation, dass Karl VI. selbst ohne männlichen Erben sterben würde, bezogen, bedeutete dies, dass Karls Tochter Maria Theresia (und nicht etwa eine von Josephs Töchtern unter Berufung auf dessen Primogenitur) nachfolgen würde.
    Formal unterschieden sich Erbfolgepakt und Pragmatische Sanktion dadurch, dass ersterer nur ein Hausgesetz darstellte und geheim gehalten wurde, während die Pragmatische Sanktion öffentlich gemacht und den Landtagen der Habsburger Erblande und dem Ungarischen Reichstag vorgelegt wurde, durch deren Annahme (1720–1723) sie in den Rang eines Staatsgesetzes erhoben wurde.
    In Anbetracht möglicher Ansprüche der Töchter Josephs und ihrer Ehemänner bemühte sich Karl VI. um die Anerkennung der Regelung durch die anderen europäischen Mächte. In den Jahren 1725 bis 1730 erreichte er zwar die Anerkennung der meisten ausländischen Mächte, so etwa durch Brandenburg-Preußen (1726/28) und Großbritannien. Dies war jedoch nur ein bedingter Erfolg, denn nach dem Tod des Kaisers am 20. Oktober 1740 zeigte sich eine andere Situation:
    Karl Albrecht, Kurfürst von Bayern, und Friedrich August, Kurfürst von Sachsen, bestritten die Gültigkeit der Pragmatischen Sanktion – nicht aber des Erbfolgepakts – und damit Maria Theresias Erbrecht und erhoben jeweils im Namen ihrer Ehefrauen, der Töchter Josephs I., Anspruch auf die habsburgischen Erblande.
    Friedrich II. von Brandenburg-Preußen, dessen Vater 1728 die Pragmatische Sanktion und damit sowohl die Erbfolgeregelung als auch die Unteilbarkeit der Habsburgischen Territorien anerkannt hatte, berief sich auf einen (1686 aufgegebenen) Anspruch auf Teile Schlesiens und forderte infolgedessen die Abtretung Schlesiens an Preußen.

    Kriegsverlauf

    1740

    Am 11. Dezember setzte Friedrich II. Maria Theresia ein Ultimatum, in dem er Schlesien als Preis für seine Anerkennung der Pragmatischen Sanktion und seine Unterstützung für die Wahl ihres Ehemanns Franz von Lothringen zum Kaiser forderte. Ohne die Antwort abzuwarten, fiel das preußische Heer am 16. Dezember in Schlesien ein und besetzte es ohne viel Gegenwehr. Dabei profitierte Friedrich davon, dass unter seinem Vater, dem „Soldatenkönig“ Friedrich Wilhelm I., das preußische Heer zu einem der modernsten Europas ausgebaut worden war. Zudem war es im Gegensatz zur österreichischen Armee ein stehendes Heer. Es konnte sofort und nicht erst nach langer Mobilisierung eingesetzt werden. Die Österreicher, denen nach dem Krieg gegen die Türken nur wenige Truppen zur Verfügung standen, zogen sich nach Böhmen und Mähren zurück, und die Preußen konnten unbeeinträchtigt Breslau besetzen und in Schlesien überwintern. Nur die Festungen Glogau, Brieg und Neisse wurden noch von österreichischen Garnisonen gehalten.

    1741

    Am 9. März 1741 wurde die Festung Glogau in einem Nachtangriff von preußischen Truppen unter Leopold II. von Anhalt-Dessau erobert. Währenddessen begann eine österreichische Armee unter Graf Neipperg, gegen die preußischen Linien zu operieren und die belagerten Orte Neisse und Brieg zu entsetzen. Am 10. April kam es zur Schlacht bei Mollwitz, in der die Preußen siegten. In der Folge blieben die Österreicher defensiv, da sie ihr einziges Feldheer nicht leichtfertig aufs Spiel setzen wollten.
    Nachdem sich schon am 16. Februar Großbritannien, Russland, Sachsen und die Niederlande in Dresden mit Maria Theresia zu einer antipreußischen Koalition zusammengeschlossen hatten, verbündete sich Preußen jetzt mit Frankreich in Person des Marschalls Belle-Isle. Im Sommer schlossen sich auch Bayern und Spanien diesem Bündnis an. Frankreich erhoffte sich eine Schwächung seines Erzfeindes Österreich, und Spanien strebte nach verlorenen Besitzungen in Italien.
    Großbritannien erklärte nunmehr seine Neutralität, da es nicht an einem Konflikt mit den beiden bourbonischen Mächten Frankreich und Spanien interessiert und außerdem Kur-Hannover durch Preußen bedroht war. Im September 1741 wechselte Sachsen in die anti-österreichische Allianz. Grund war ein Abkommen Sachsens mit Karl Albrecht von Bayern; Sachsen sicherte Karl Albrecht Unterstützung bei der Kaiserwahl zu.
    Dieses Abkommen mit Sachsen und die Intervention der Franzosen veranlassten Friedrich am 9. Oktober, einen mit britischer Hilfe ausgehandelten geheimen Waffenstillstand, die sogenannte Geheimkonvention von Klein-Schnellendorf, mit Maria Theresia zu schließen. Dabei erhielt er nach einer demonstrativen Belagerung die Festung Neisse und Niederschlesien. Die preußische Armee eroberte am 26. Dezember noch Olmütz und bezog daraufhin Winterquartiere.
    Karl Albrecht besetzte mit seinen bayerischen Truppen im Juli Passau und Althaus und stieß im September mit Hilfe sächsischer und französischer Truppen nach Oberösterreich vor, ohne jedoch Wien zu bedrohen. Obwohl Neipperg mit seiner Armee aus Schlesien herbeieilte, konnten die Verbündeten am 26. November Prag einnehmen, wo sich Karl Albrecht am 9. Dezember von den böhmischen Ständen zum König krönen ließ.

    1742

    Am 24. Jänner 1742 wurde Karl Albrecht in Frankfurt zum Kaiser Karl VII. gewählt und am 12. Februar von seinem Bruder Clemens August, dem Erzbischof von Köln, auch gekrönt. Seit fast 300 Jahren war er der erste Kaiser, der nicht aus dem Habsburger Geschlecht stammte.
    Die Österreicher hatten unterdessen Truppen aus Italien und Ungarn zusammengezogen und waren zum Gegenangriff übergegangen. Ludwig Andreas Graf Khevenhüller eroberte erst Linz zurück und marschierte am Tag der Kaiserkrönung Karl Albrechts in München ein. Daraufhin bat Karl Albrecht Friedrich II. um Hilfe. Dieser eroberte Brünn und ging auf Wien vor. Als österreichische Truppen seine Rückzugslinien bedrohten, kehrte er nach Böhmen zurück, wo er das Heer des Prinzen Karl von Lothringen in der Schlacht bei Chotusitz besiegte. Um seine Eroberungen zu sichern, schloss Friedrich II. am 11. Juni 1742 mit Maria Theresia den Präliminarfrieden von Breslau, dem am 28. Juli 1742 der Frieden von Berlin folgte. Preußen erhielt Schlesien und die Grafschaft Glatz, während Maria Theresia die freigewordenen Truppen gegen das bayerisch-französische Heer werfen konnte.
    Der französische Marschall de Broglie, der an der Moldau operierte, wurde daraufhin von den Österreichern zurückgedrängt. Im August belagerten sie ergebnislos Prag. Die Franzosen unter Marschall Belle-Isle versuchten die Stadt zu behaupten, mussten sich im Dezember jedoch unter schwierigen Bedingungen nach Eger zurückziehen.
    In Italien öffnete sich ein neuer Kriegsschauplatz. Spanien versuchte sein Territorium auf Kosten Österreichs von Neapel aus zu erweitern. Doch ein österreichisch-sardinisches Heer ergriff die Initiative, eroberte Modena und Mirandola und säuberte Mittelitalien, nachdem sich Neapel, bedroht durch eine britische Flotte, für neutral erklärt hatte. Im September drang ein weiteres spanisches Heer durch Frankreich kommend gegen Nizza vor, musste sich aber vor dem Wintereinbruch wieder nach Savoyen zurückziehen.
    Obwohl eine französisch-bayerische Armee bis zum Herbst des Jahres Bayern zurückerobert hatte, konnten die Österreicher Böhmen und Mähren behaupten. Großbritannien und die Niederlande waren seit dem 13. Mai auf der Seite Maria Theresias in den Krieg eingetreten, um ein Erstarken Frankreichs und Spaniens auf dem Kontinent zu verhindern; und schließlich war Preußen vorerst als Gegner Österreichs ausgeschieden.

    1743

    Die königlich ungarische Fahne der habsburgischen Truppen. Der kaiserliche Adler konnte 1743 nicht mehr genutzt werden.
    Im Frühjahr gab es in Deutschland zwei Kriegsschauplätze. In Kur-Hannover sammelte sich unter König Georg II. eine britisch-hannoversche Armee, die an den Main rückte. Frankreich schickte ihr aus dem Elsass eine eigene Armee unter Marschall Noailles entgegen, die allerdings in der Schlacht bei Dettingen am 27. Juni besiegt wurde. In Süddeutschland verloren die Bayern und ihre hessischen Verbündeten am 9. Mai ein Gefecht bei Simbach am Inn und mussten daraufhin fast ganz Bayern räumen.[1] Sowohl die Franzosen als auch die Bayern wichen hinter den Rhein zurück, wo sie in die Winterquartiere gingen. Die Pragmatische Armee des Königs Georg lagerte nach einem kurzen Vorstoß über den Rhein schließlich in Westfalen und den Niederlanden, während die nun königlich-ungarische Armee genannten Truppen der Österreicher in Bayern und am Rhein lagen.
    In Italien rückten die Spanier erneut gegen Modena vor, erlitten jedoch in der Schlacht von Camposanto am 8. Februar eine Niederlage. Auch die spanische Armee in Südfrankreich versuchte erneut, im Piemont vorzugehen, musste sich aber wie im Vorjahr nach Savoyen zurückziehen.

    1744

    Im Frühjahr ging eine 80.000 Mann starke französische Armee unter Moritz von Sachsen gegen Brüssel und die britisch-niederländische Armee vor. Sie eroberte Menin, Ypern, Furnes und Knock, musste danach allerdings den Großteil ihrer Truppen gegen Karl von Lothringens österreichische Armee schicken, die im Elsass den Rhein überschritten hatte. Zu einer Schlacht kam es nicht, denn Karl von Lothringen eilte im August nach Böhmen zurück, nachdem bekannt geworden war, dass preußische Truppen unter Friedrich II. erneut in den Krieg eingegriffen hatten. Günstig schien es jedoch, dass sich Sachsen im Mai heimlich auf Österreichs Seite geschlagen hatte.
    Friedrich II. fürchtete das Erstarken Maria Theresias und glaubte, dass Österreich nach einem Sieg über Frankreich versuchen würde, sich erneut Schlesiens zu bemächtigen. Deshalb erneuerte er sein Bündnis mit Frankreich und griff im August in Böhmen an. Im September wurde Prag belagert und eingenommen. Als Friedrich II. weiter vordrang, schnitten ihm österreichische Husaren den Nachschub ab. Von allen Seiten bedrängt durch die österreichischen Reservetruppen, die sächsische Armee und schließlich auch durch das Heer Karls von Lothringen, musste sich Friedrich II. nach Schlesien zurückziehen.
    Durch diese Entlastung war es den Bayern und Franzosen jedoch gelungen, Bayern zurückzuerobern. Ein französisches Heer unter dem persönlichen Kommando Ludwigs XV. besetzte nach sechswöchiger Belagerung die vorderösterreichische Hauptstadt Freiburg im Breisgau, während ein anderes das österreichische Schwaben angriff. Im November sammelte sich noch ein drittes Heer an der Mosel.
    In Italien drang eine französisch-spanische Armee ins Piemont ein und schlug das sardinische Heer an der Stura. Danach nahm sie Villafranca, Oneglia und Nizza ein. Im Herbst musste die Armee jedoch wieder nach Piemont zurück. In Mittelitalien drängten die Österreicher die Spanier aus Neapel zurück. Doch als dieses seine Neutralität wieder aufgab, musste sich das österreichische Heer bis in die Toskana zurückziehen.

    1745

    Am 8. Jänner 1745 schlossen Großbritannien, Österreich, die Niederlande und Sachsen-Polen die Warschauer Quadrupel-Allianz, die sich gegen Preußen richtete. Zwölf Tage später, am 20. Jänner 1745, starb Kaiser Karl VII. und machte so eine neue Kaiserwahl nötig. Sein Sohn Maximilian III. von Bayern schloss nach weiteren militärischen Niederlagen, z. B. in der Schlacht bei Pfaffenhofen, den Frieden von Füssen mit Maria Theresia, in dem er die österreichische Suprematie im Reich anerkannte und zusicherte, Maria Theresias Ehemann Franz bei der Kaiserwahl zu unterstützen. Damit war Preußen weitgehend isoliert.
    Friedrich II. plante, sich im folgenden Feldzug defensiv zu verhalten. Er blieb in Schlesien, wo er am 4. Juni in der Schlacht bei Hohenfriedberg ein österreichisch-sächsisches Heer entscheidend schlug. Ein weiterer Erfolg gelang ihm am 30. November in der Schlacht bei Soor. Damit war Schlesien verteidigt und die Kampfhandlungen konzentrierten sich auf Sachsen, wo sich die österreichisch-sächsischen Hauptkräfte sammelten. Nachdem dort Leopold von Anhalt-Dessau in der Schlacht bei Kesselsdorf die Österreicher und Sachsen am 15. Dezember entscheidend hatte schlagen können, fiel Dresden in preußische Hände. Am 25. Dezember wurde dort der Frieden von Dresden zwischen Preußen, Österreich und Sachsen geschlossen, dem bereits am 16. August ein preußischer Friedensvertrag mit Großbritannien-Hannover vorausgegangen war.
    Die Aufmerksamkeit Frankreichs richtete sich nach dem Ausscheiden Bayerns und der Räumung sowohl des Kurfürstentums als auch Freiburgs auf Flandern. Dort belagerte eine französische Armee unter Moritz Graf von Sachsen Tournai. Am 11. Mai kam es zur Schlacht bei Fontenoy, in der die Pragmatische Armee unter dem Herzog von Cumberland, die zum Entsatz der Festung herangerückt war, geschlagen wurde. In der Folge ergaben sich Gent, Brügge und Tournai. Bis zum Jahresende fielen auch Nieuport, Dendermonde, Ath und Ostende in französische Hände. Mit französischer Unterstützung landete auch eine kleine Expeditionsstreitmacht in Schottland, um von dort aus gegen Großbritannien vorzugehen. Dies wurde als zweiter Aufstand der Jakobiten bekannt.
    In Mittelitalien musste das österreichische Heer nach der verlorenen Schlacht bei Rimini bis hinter den Tanaro zurückweichen. So konnten sich das spanisch-französische und das spanisch-neapolitanische Heer bei Genua vereinigen und gemeinsam Tortona, Piacenza, Parma und Pavia erobern. Das österreichisch-sardinische Heer erlitt in der Schlacht bei Bassignana eine weitere Niederlage. Bis zum Jahresende hatten die Verbündeten Piemont und fast die ganze Lombardei besetzt.

    1746

    Da Großbritannien, durch den Jakobitenaufstand bedrängt, Truppen vom Kontinent abziehen musste, konnte die französische Armee des Marschalls von Sachsen relativ ungehindert Brüssel, Mechelen, Antwerpen, Charleroi und Mons einnehmen. Während der Belagerung von Namur schlug Moritz von Sachsen das österreichische Entsatzheer in der Schlacht bei Huy. Er nahm die Festung und besiegte die Österreicher abermals in der Schlacht bei Roucoux. Zum Ende des Jahres hin waren die Österreichischen Niederlande und Luxemburg in französischem Besitz.
    In Italien war hingegen eine Offensive des österreichisch-sardinischen Heeres erfolgreich. In den Schlachten von Guastalla, Piacenza und Rottofreno siegten die Österreicher und machten sich zu Herren der Lombardei, Piemonts und Savoyens. Die Spanier zogen sich nach Genua zurück und retirierten nach Spanien. Mit Hilfe der britischen Flotte stießen die Österreicher erfolgreich in die Provence vor und belagerten Antibes.
    Im Zuge des Ersten Karnatischen Krieges gelang es den Franzosen, unter Admiral Bertrand François Mahé de La Bourdonnais am 4. September 1746 Madras zu erobern. Madras war zu dieser Zeit die Hauptstadt der britischen Madras Presidency, die den größten Teil Südindiens umfasste.

    1747

    Nach der Eroberung der Österreichischen Niederlande rückten die Franzosen nun auf Holland vor. In der Schlacht bei Lauffeldt konnte der Marschall von Sachsen die österreichisch-britisch-holländischen Truppen am 2. Juli besiegen. Nach dreimonatiger Belagerung fielen danach auch Bergen op Zoom und Holländisch-Flandern in die Hände des Marschalls.
    Aus der Provence mussten sich die Österreicher und Sarden schon im Jänner wegen Proviantmangels zurückziehen. Sie gingen nun an die Belagerung Genuas. Eine französische Armee unter dem Marschall Belle-Isle rückte zum Entsatz der Stadt heran, woraufhin sich die Österreicher in die Lombardei zurückzogen. Belle-Isle verfolgte sie zunächst, ging dann aber selbst in die Winterquartiere nach Nizza.
    Am 30. November schloss Österreich mit Russland einen Vertrag, der vorsah, dass im folgenden Jahr 37.000 russische Soldaten zur Unterstützung Maria Theresias an den Rhein vorrücken würden.

    1748

    Die Franzosen belagerten Maastricht, während die Armee der Briten, Holländer und Österreicher nichts tat, um die Stadt zu entsetzen. Die Verbündeten warteten auf das Eintreffen der russischen Truppen, um dann gemeinsam gegen den Marschall von Sachsen vorzugehen. Am 7. Mai kapitulierte Maastricht und ein allgemeiner Waffenstillstand wurde vereinbart. Auch in Italien kam es zu keinen weiteren Kampfhandlungen. Die Gefahr eines russischen Eingreifens beschleunigte die Friedensverhandlungen und so endete der Krieg am 18. Oktober mit dem Frieden von Aachen.

    Auswirkungen des Kriegs

    Der Aachener Frieden bestätigte die Pragmatische Sanktion und die britische Thronfolge für Hannover. Preußen bekam noch einmal Schlesien und die Grafschaft Glatz zugesprochen. Damit verlor Österreich eine seiner reichsten Provinzen, während Preußen zu einer europäischen Großmacht aufstieg. Die Kolonialmächte einigten sich darauf, ihre Eroberungen zurückzugeben. Das Ziel Frankreichs, den Erzfeind Österreich signifikant zu schwächen, war damit gescheitert. Die Söhne der spanischen Königin erhielten Herzogtümer in Italien, und auch Österreich konnte dort mit einigen Gebietsgewinnen den Verlust Schlesiens kompensieren.
    In Österreich wurden nach den Erfahrungen des Krieges wichtige Staats- und Heeresreformen eingeleitet, welche die österreichische Armee qualitativ verbesserten und auf den folgenden Siebenjährigen Krieg (1756–1763) vorbereiteten.
    Siehe auch: Liste der Kriege, Franzosen- und Indianerkriege

    Literatur

    • Der Österreichische Erbfolgekrieg 1740–1748: nach den Feld-Acten und anderen authentischen Quellen / bearbeitet in d. kriegsgeschichtlichen Abteilung des K. u. K. Kriegs-Archivs, 9 Bände. Wien 1896–1914. Digitalisate: Band 1, Band 2, Band 3, Band 4, Band 5, Band 6, Band 7, Band 8
    • Die Kriege Friedrichs des Großen. 13 Bände. Hrsg. Vom Großen Generalstabe, Wien 1890–1914
    • Reed Browning: The War of Austrian Succession. New York 1993, ISBN 0-312-12561-5
    • Matthew S. Anderson: The War of the Austrian Succession, 1740-1748. London 1995
    • Christopher Duffy: Friedrich der Große. Augsburg 1994, ISBN 3-89350-558-X
    • Olaf Groehler: Die Kriege Friedrichs II. Berlin 1980
    • Bernhard von Poten (Hrsg.): Handbuch der gesamten Militärwissenschaften. 9 Bände. Leipzig 1877–1880

    Weblinks

     Commons: Österreichischer Erbfolgekrieg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

    Einzelnachweise


  2. Andreas Kraus (Hrsg.): Das alte Bayern. Handbuch der bayerischen Geschichte. Band 2, Beck, München 1988, ISBN 3406323200, S. 530.